Nehmen Sie Platz in unseren Zeitreisemaschinen!

20 Jahre getAbstract: Zeit zum Feiern, aber auch Zeit, um uns mit einem Geschenk für Ihre Aufmerksamkeit und Treue zu bedanken. Ab sofort sind unsere beliebten Klassiker-Zusammenfassungen unbegrenzt und frei zugänglich. Welch unschätzbarer Wert in dieser Bibliothek steckt, weiss ich aus erster Hand – denn etliche der Zusammenfassungen habe ich in den vergangenen 15 Jahren […]

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Open Book, Title Page: The Odyssey (Homer). Black background, with a cup of coffee and eyeglasses. Copy space available.

20 Jahre getAbstract: Zeit zum Feiern, aber auch Zeit, um uns mit einem Geschenk für Ihre Aufmerksamkeit und Treue zu bedanken. Ab sofort sind unsere beliebten Klassiker-Zusammenfassungen unbegrenzt und frei zugänglich.

Welch unschätzbarer Wert in dieser Bibliothek steckt, weiss ich aus erster Hand – denn etliche der Zusammenfassungen habe ich in den vergangenen 15 Jahren selbst geschrieben.

Ganze Lebensabschnitte fühlen, tönen und riechen für mich nach den Klassikern der Weltliteratur. Ein Beispiel? Als ich vor elf Jahren mit unserer zweiten Tochter schwanger war, arbeitete ich die 4200 Seiten der sieben Bände von Auf der Suche nach der verlorenen Zeit durch; erst widerstrebend und verständnislos, dann mit wachsendem Interesse und Genuss – bis ich vollends in die mir zuvor fremde Welt der Belle Époque eintauchte. Erst beim «Auftauchen» nach der

Geburt wurde mir freilich bewusst, was die „Suche nach verlorener Zeit“ für eine berufstätige, zweifache Mutter im 21. Jahrhundert wirklich bedeutet. Marcel Proust hatte es da sicher einfacher, dachte ich. Aber hätte ich mit dem einsamen Salonlöwen tauschen wollen, der mir in den neun Monaten komischerweise ans Herz gewachsen war? Bestimmt nicht!

Noch verzweifelter gestaltete sich meine Zeitsuche knapp drei Jahre später bei der Zusammenfassung von Zettel‘s Traum: Arno Schmidts 1334 Din-A3-Seiten starker, zehn Kilo schwerer Wälzer gilt vielen als völlig unlesbar. Der Autor war der Ansicht, dass nur exakt 390 Menschen diese Mammutaufgabe überhaupt bewältigen können – darunter vermutlich keine einzige Frau. Denn die hielt er, milde gesagt, für minderbemittelt. Zitat seines Alter Egos im Buch: „Die Schweizer ha’m tatsächlich recht, wenn die ihre Frau’n nicht wähln lassn: sô=was von Geilheit plus Schwachsinn!“ Und hier war ich nun also – weiblich, Mutter von zwei kleinen Mädchen, die diesen Buch gewordenen Alptraum am liebsten zum Mal- und Spieltisch umfunktioniert hätten – und drehte Arno postum eine lange Nase. Selten habe ich mir meine Genugtuung so hart erarbeitet. Und selten hat ein Buch mich so fasziniert. Klar: nicht jede und jeder von uns mag Ereignisse in der Lesebiographie haben, die derart nachdrücklich wirken. Und wer selten oder nie fiktive Geschichten gelesen hat, hat guten Grund, hier eine zentrale und vielgehörte Grundsatzfrage zu stellen. Sie lautet:

Warum sollten wir uns mit Literatur beschäftigten?

Die meisten von uns haben volle Terminkalender oder vermeintlich Besseres zu tun, als sich mit „alten Schinken“ aus dem Bücherregal zu beschäftigen. Welchen Zweck erfüllt Literatur in Zeiten, da wir per Mausklick Zugang zu den abenteuerlichsten Inhalten erhalten und uns vor „Stories“ aller Art kaum noch retten können?

Die Antwort ist: Weil gute Literatur unsere eigene kleine Welt erweitert, subtil, also oft kaum spürbar, aber durchaus nachhaltig. Literatur lehrt, andere Wirklichkeiten neben der eigenen wahrzunehmen, nachzuvollziehen, zu verstehen. Sie hilft uns, in andere Wesen hineinzuhören, in ihrem Innersten nachzusehen und mit ihnen mitzufühlen – und das über Jahre, Jahrhunderte und sogar Jahrtausende hinweg. Literatur ist nicht nur eine Zeit- und Weltreisemaschine, die nur auf unsere Imaginationskraft setzt, sie macht uns während der aberwitzigsten Trips auch noch empathischer. Das war lange Zeit nur eine Annahme, konnte zuletzt aber mehrfach empirisch belegt werden. Was mich zu einer zweiten oft gehörten Frage bringt:

Lässt sich Literatur sinnvoll zusammenfassen und sollte man das überhaupt machen?

Auch hier ist die Antwort nicht kompliziert: Ja, unbedingt. Ich kann Ihnen nicht reinen Gewissens empfehlen, die Gesamtwerke von Proust oder Schmidt zu lesen – es sei denn, Sie haben alle Zeit der Welt. Eine Zusammenfassung dient hier als möglicher, aber mächtiger Türöffner zu Welten, die Sie ohne diesen Anstoß nie betreten würden.

Zum 20-jährigen getAbstract-Jubiläum hat unsere deutschsprachige Redaktion deshalb eine Liste von 20 Klassikern zusammengestellt, die man lesen sollte – und wenn Sie Anhaltspunkte suchen, wo Ihre Reise durch diese Welten tatsächlich beginnen könnte, schauen Sie doch einfach nach. Ich verspreche Ihnen: Es lohnt sich!

  1. Homer, Odyssee
  2. Ovid, Metamorphosen
  3. Anonym, Nibelungenlied
  4. Goethe, Faust
  5. Kafka, Der Prozess
  6. Mann, Der Zauberberg
  7. Dante, Die göttliche Komödie
  8. Cervantes, Don Quijote
  9. Shakespeare, Hamlet
  10. Dickens, Oliver Twist
  11. Austen, Stolz und Vorurteil
  12. Conrad, Herz der Finsternis
  13. Joyce, Ulysses
  14. Hugo, Der Glöckner von Notre-Dame
  15. Flaubert, Madame Bovary
  16. Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
  17. Melville, Moby Dick
  18. Fitzgerald, Der große Gatsby
  19. Tolstoi, Krieg und Frieden
  20. Dostojewski, Schuld und Sühne

Ehe sich hier jemand beschwert: Ja, natürlich ist das nur eine kleine, subjektive Auswahl. Warum etwa hat es mit Jane Austen nur eine einzige Frau in die Top 20 geschafft – noch dazu eine, die den Prototyp für alle modernen Romcoms schuf? Weshalb nicht ein einziger Autor, eine einzige Autorin aus Afrika, China oder Lateinamerika? Was sagt das über unser Weltbild und unsere Werte? Zweifelsohne hochspannende Fragen! Antworten finden Sie in den großen Klassikern der Soziologie, Philosophie, Natur- und Wirtschaftswissenschaften, die ebenfalls in unserer Bibliothek vertreten sind – zum Beispiel Werke von Judith Butler, Claude Lévi-Strauss, Theodor W. Adorno oder Karl Marx. Also: Lesen Sie los!

Unsere Klassiker: Alles andere als verlorene Zeit!

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20. September 2019 — Update: 24. Februar 2021